Interview mit Johannes Rahe (Gründer und Mitglied des IPOL)

11. April 2016
Autor: admin

Die Mitglieder und Gründer des IPOL´s der ersten Stunde im Gespräch

Um die Erlebnisse und Erinnerungen der Gründungsmitglieder des IPOL´s festzuhalten, hatte Judith Große-Hartlage die Idee, in loser Abfolge Interviews mit den Senioren des IPOL´s zu führen, damit die Erlebnisse der ersten Stunden nicht verloren gehen.

Das erste Interview wurde von Judith Große-Hartlage und Incarnata Humpert-Glosemeyer am 31.07.2015 mit Johannes Rahe geführt.

1. Wie alt warst Du als du zum ersten Mal Kontakt mit Islandpferden hattest?
J. R.: Das erste Mal Kontakt zu Islandpferden hatte ich als ich meinen Freund Egon Jonzek bei seinem ersten Islandpferdekauf begleitete. Das war in den 70ger Jahren, ich war damals ungefähr 50 Jahre alt. Mit ihm zusammen habe ich sein Islandpferd vom Dörenberg mit dem Hänger abgeholt, der Verkäufer war Dr. Rüschemeyer. Egon schwärmte von Islandpferden, ich glaube er hatte damals alle Bücher von Nonni und Manni gelesen (lacht).
Die Islandpferde, die damals auf dem Dörenberg zum Verkauf standen, waren wohl alle aus Island importiert. Wir sind dann mit unserem Anhänger zum Dörenberg gefahren, haben das Islandpferd von Egon abgeholt und sind mit offenem Anhänger über den Neumarkt zurückgekommen, das Pferd guckte aus dem Anhänger oben raus (lacht laut). Das kann man sich heute so gar nicht mehr vorstellen.

2. Wann bist Du denn zu deinem ersten Islandpferd gekommen?
J. R.: Das wir zum Islandpferd gekommen sind hatte folgende Gründe: Anja Plogmann stellte auf unserem Hof ein Shetti Pony hin und nun ja, Marianne und meine anderen Töchter waren dann auch schon so in dem Alter, dass sie Reiten wollten. Großpferde waren allerdings zu teuer und ich habe dann gedacht, Isländer kannst du am besten halten – so sind wir dann zu den Isländern gekommen. Die ersten Isländer haben wir von Meyer zu Belm gekauft, meine erste Stute hieß Josta.

3. Konntest Du denn schon Reiten? Hattest Du reiterliche Vorerfahrung?
J. R.: Also, ich bin immer schon „Buschreiter“ gewesen (lacht).

4. Bist Du denn als „Buschreiter“ mit den Islandpferden gut klargekommen gleich zu Beginn?
J. R.: Also die Großpferde waren insgesamt ruhiger als die Isländer, die wurden ja auch zum Arbeiten auf dem Feld gebraucht, waren insgesamt zuverlässiger.

5. Nachdem Du dir den ersten Isländer gekauft hattest, wer hat dir das Tölten beigebracht? Das war ja eine Gangart, die ihr so gar nicht kanntet – oder?
J. R.: Stimmt, davon hatten wir keine Ahnung, aber Günther Schamel hatte in der Zeit schon etwas mehr reiterliche Routine was das Tölten anging, er hat dann meine Stute etwas eingeritten und dann hatten wir danach eigentlich keine Probleme mehr mit dem Tölten obwohl sie von sofort und alleine auch nicht Tölten, man musste schon auch Reiten! Also man muss schon wissen, dass es einen großen Unterschied gemacht hat, ob man vorher schon Erfahrung mit Pferden hatte so wie ich. Wir, die schon Pferdeerfahrung hatten, konnten die Pferde handhaben und wussten auch schon, wie man reagieren musste. Das war ein großer Vorteil.

6. Hattest Du Reitunterricht?
J. R.: Eigentlich nicht, das heißt, die ersten Jahre nicht, aber wie schon gesagt, Günter Schamel sagte schon mal mach mal dies oder mach mal jenes beim Reiten, das hat schon geholfen. In den späteren Jahren haben wir allerdings schon regelmäßiger mal Unterricht gehabt.

7. Beim wem hast Du den Unterricht genommen?
J. R.: Der erste Reitlehrer war sicher Günter Schamel, dann kam Silke Feuchthofen und bei allen Kursen, die hier beim Verein angeboten wurden, habe ich mitgemacht. Andreas Trappe kam mal aus Altenberge und aus Hannover kam auch mal ein Isländer, der Kurse angeboten hat. An den Namen kann ich mich jetzt allerdings nicht mehr erinnern.

8. Hast Du Erinnerungen an dein erstes Islandpferd? Kannst Du es beschreiben?
J. R.: Ja, die erste Stute die ich hatte hieß Josta, die war so ungefähr 1,32 m, falbfarben und viergängig.

9. Und vom Charakter?
J. R.: Ach Gott, Josta war eben nicht so wie unsere alten Pferde so waren, sie scheute schon mal, hatte Angst vor Autos und dergleichen. Einmal habe ich deswegen auch bei einem Ausritt auf der Kanalbrücke auf dem Geländer gehangen (lacht laut). Aber insgesamt konnte ich damit gut umgehen und Josta hat bei uns dann auch ein Fohlen bekommen.

10. Weißt Du denn noch, was du damals für dein erstes Pferd bezahlt hast?
J. R.: Oh, das kann ich gar nicht so genau sagen, ich meine so um die 5000 DM können das wohl gewesen sein, das habe ich so in Erinnerung.

11. Wo bekamt Ihr damals das Islandpferdegerechte Zubehör? Tölt, Sättel usw.
J. R.: Die Sättel kamen damals alle von der Firma Görtz, die ersten Sättel mussten direkt bei Görtz bestellt werden, später bekamen wir die dann über Anne Trappe.

12. Wie war die Haltung der Islandpferde? Gab es Besonderheiten? Hattet Ihr schon die Offenstallhaltung?
J. R.: Wir hatten immer einen offenen Stall – für Boxenhaltung hatten wir auch gar keinen Platz auf dem Hof. Im Stall standen damals auch unsere Kühe. Gefüttert haben wir damals Grassilage, Maissilage und das, was die Kühe zu fressen bekamen, bekamen auch die Isländer.

13. Musstet Ihr den Weidegang begrenzen?
J. R.: Ja, das haben wir schon damals gemacht, ein paar Stunden durften die Pferde jedoch auf die Weide.

14. Haben sich die Haltebedingungen für Islandpferde deiner Meinung nach im Laufe der Jahre geändert?
J. R.: Nein, großartig nicht, vom Prinzip ist alles gleich geblieben.

15. Gab es Probleme mit den ersten Importpferden aus Island?
J. R.: Die ersten Pferde die aus Island kamen waren scheu, „sie kannten ja nichts“. Gesundheitliche Probleme gab es im Großen und Ganzen jedoch nicht. Die Tierärzte kannten sich eigentlich auch ganz gut mit den Islandpferden aus, besonders der alte Dr. Bringewart war ja schon auf Pferde spezialisiert, weil er ja mit Pferden mehr oder weniger groß geworden war.

16. Wie oft hattest Du denn Zeit zu Reiten? Jeden Tag?

J. R.: Nein, dafür hatte ich gar keine Zeit (lacht), abends manchmal, insgesamt bin ich damals jedoch häufiger geritten als jetzt!

17. Sind noch andere Familienmitglieder von dir geritten?

J. R.: Alle meine Töchter sind geritten!

18. Was war denn das Wichtigste für dich, wenn Du deine Zeit mit dem Islandpferd verbracht haste?
J. R.: Ausritte in der Natur waren das Wichtigste für mich! Vereinsritte habe ich gerne mitgemacht, bei weitem nicht alle die angeboten wurden, weil ich ja dafür keine Zeit hatte. Besonders an den Emslandritt erinnere ich mich gerne zurück, die Umgebung war für mich neu und ich kam auch in Kontakt mit anderen Islandpferdreitern. Das war schon etwas Besonderes mit 60 Pferden in einer großen Gruppe zu Reiten!

19. 60 Pferde???!!!
J. R.: Ja, 60 Pferde waren dabei, auch Stuten mit Fohlen die mitgelaufen sind.

20. Ist denn immer Alles gut gegangen?
J. R.: Soweit ich weiß schon!

21. Wieviel Pferde hast Du in deinem Reiterleben besessen?
J. R.: Oh, das weiß ich nicht so genau, es werden so um die 10 Pferde schon gewesen sein, die ich selbst geritten habe, zwischenzeitlich habe ich mir dann auch lieber Rinder gekauft, Islandpferde waren ja insgesamt schon sehr teuer.

22. Gab es ein Lieblingspferd?

J. R.: Ja, mein Lieblingspferd, wenn ich das mal so sagen soll, das war die Blaikja. Sie hatte einen schönen taktklaren Tölt und war auch in jedem Tempo zu Reiten, schnell oder langsam, das spielte für Blaikja keine Rolle!!

23. Gibt es ein besonders schönes Erlebnis mit deinem Pferd?

J. R.: Ach, es gibt so viele schöne Erinnerungen, das Schönste war vielleicht der Gestütsritt von Redefien nach Neustadt Dassel in Brandenburg mit Tanja Mundt-Kemper, Hannes Voss, Alfred Riestenpatt und mir. Wir sind mehrere Tage unterwegs gewesen, die längste Etappe war vielleicht so um die 40 Kilometer lang.

24. Gibt es davon Fotos?
J. R.: Die suche ich gerne mal raus.

25. Hattest Du selbst mal Gelegenheit nach Island zur Reisen und dort zu Reiten?
J. R.: Ja, ungefähr vor 20 Jahren bin ich mit einer Gruppe vom Verein nach Island gefahren, wir sind 8 Tage geritten, die Pferde dort waren nicht unbedingt besser ausgebildet als unsere, es war schon ziemlich chaotisch, aber insgesamt sehr schön und es hat alles Gott sei Dank gut geklappt.

26. Sind wirklich damals alle mit Islandpulli geritten?
J. R.: (lacht), Nein, nicht alle, aber viele. Die Pullis kamen damals aus Island.

27. Hast Du selbst auch andere mit dem Islandpferdevirus infiziert? Sie zur Islandpferdereiterei gebracht?

J. R.: (lacht), Ja, zwei Mädels, die hier auf den Hof kamen um zu Reiten, das waren damals Judith und Susanne.

28. Du reitest ja immer noch aktiv, bist ja jetzt 83 Jahre alt und hast den letzten Ausritt zusammen mit deiner Tochter noch angeführt!
J. R.: Ich reite gerne mit anderen zusammen aus! Das spielt eine große Rolle für mich.

29. Hast Du auch selbst gezüchtet? Und wenn ja, wo kamen die Hengste her?
J. R.: Gezüchtet haben wir auch, der erste Hengst kam von Meyer zu Belm, später dann haben wir mit den Hengsten von Anne Trappe gezüchtet. Wir hatten auch einem gekörten Hengst dabei, Dagür vom Rahhof mit Ina Sauer, der war schon ziemlich erfolgreich.

30. Welche Rolle hast Du selbst beim Aufbau des Vereins gespielt?
J. R.: Wir haben insofern eine Rolle gespielt, als wir das Gelände für den Verein zur Verfügung gestellt haben, die Vereinsgründung selbst war nicht schwierig, wir waren ungefähr 50 Gründungsmitglieder.

31. Was ist für Dich das Besondere am Islandpferd?
J. R. Der Tölt!! (lacht laut)

Vielen Dank Johannes, wir bedanken für das Interview und wünschen Dir weiterhin Gut Tölt!