Interview mit Werner Gerding

31. März 2017
Autor: pressewart

Die Mitglieder und Gründer des IPOL´s der ersten Stunde im Gespräch.

Hier kommt das dritte Interview mit Werner Gerding geführt von Judith Große-Hartlage, geschrieben von Britta Freudenthal.

Q: Werner, wie kamst du zu den Islandpferden?
A: Tierlieb war ich ja schon immer. Ob Kaninchen, Hühner oder Hunde, Tiere hatte ich immer.
1971 waren wir, meine Frau Christa und ich, mit Egon Jonczek in Davos. Dort schwärmte er mir von den Islandpferden vor, besonders von der Stute Flicka und ihrem Fohlen Gloa. Verkaufen wollte er mir sie aber nicht. Meyer-zu-Belm hatte 3 Ponys aus Island importiert. Eines davon, ein Brauner, Jarpur, wurde dann mein 1.Pferd. Ein 5-gänger, ganz schön knackig. Den hat Bruno Podlech auf einem Kurs mal Probe geritten. Der ging ab!

Q: Welches war dann dein erstes selbstgezogenes Pferd?
A: Aus meinem 2.Pony, der Stute Jörla, habe ich eine kleine Stute gezogen. Der Hengst stand in Sande. Die war ganz schick, elegant und braun wie die Mutter. Ich weiß noch als sie geboren wurde, ein fürchterliches Wetter damals.

Q: Hast du sie behalten?
A: Nein, sie war für meine Nichte gedacht, aber der war sie zu klein, also habe ich sie zu Anne Trappe zum Verkauf gebracht. Und wie es der Zufall will, bei ihr im Paddock habe ich Rolli gesehen, einen 6jährigen Wallach, den ich einige Zeit vorher in Lingen auf dem Turnier sah. Sofort Sattel drauf und mit Anne ab ins Gelände. Da gab es nur eins, den will ich haben! Und den habe ich gekauft. Letztes Jahr ist er im hohen Alter von 42 Jahren eingeschläfert worden.

Q: Konntest du denn vor den Islandpferden schon reiten?
A: Nein, das habe ich erst bei Meyer-zu-Belm auf Jarpur gelernt. Bei Frau Trumm.

Q: Wie teuer war dein erstes Pferd?
A: (wie aus der Pistole geschossen…) 3.600 Mark.

Q: Wie teuer war ein Decksprung?
A: Der Hengst in Sande hat 500 Mark gekostet.

Q: Wo hast du dein Zubehör für die Isis herbekommen?
A: Aus Osnabrück, da gab es einige Pferdeläden.

Q: Hast du deine Ponys schon immer auf deiner Weide neben dem Media Markt stehen?
A: Ja, schon immer, da gab es den Media Markt noch gar nicht (lacht).

Q: Hattet ihr früher auch schon Probleme mit Ekzem?
A: Ja, da haben wir dann jeden Tag geschmiert und die Pferde morgens in den Stall getan und erst abends wieder raus.

Q: Wie oft bist du geritten?
A: Och, nicht oft, so 1x die Woche wegen meiner Arbeit. Aber ich war ja jeden Tag bei ihnen draußen.

Q: Wann bist du das letzte mal geritten?
A: Vor 1 1/2 Jahren ungefähr, dann wurde ich krank. Ich werde aber wieder reiten, da gehe ich ganz fest von aus. Der Bjarki wartet ja auf mich. Den habe ich vor ca. 15 Jahren in Holland gekauft. Holger, mein Sohn, war dort bei Maaike Burggrafer. Da habe ich dann einen Anruf bekommen, Papa komm schnell her, hier steht einer, den musst du dir anschauen. Also meine Frau ins Auto gepackt und nach Holland gefahren. Da stand dann der Bjarki, 6jährig und ich dachte, naja, gut. Dann haben wir den Sattel drauf gemacht und sind losgeritten. Ich bin dann reingesessen wie ich es gelernt habe und dann ist der losgetöltet. Aber wie. Wir haben dann noch eine Woche Urlaub dort gemacht und sind 2x am Tag ausgeritten. Als Maaike mich dann gefragt habe, ob ich ihn nehme, habe ich sie angeschaut und gesagt, das ist meiner, den gebe ich nicht mehr her.

Q: Gab es ein Lieblingspferd in deinem Leben?
A: Ja, der Bjarki.

Q: Wie viele Pferde hast du denn in deinem Leben gehabt?
A: Na so 10-12 Pferde waren es, teilweise gleichzeitig. 3 Fohlen habe ich in der Zeit gezogen. Alle 3 wurden prämiert. Eines davon, der Slaupi, der steht noch zusammen mit Bjarki bei uns am Stall.

Q: Sind deine Kinder geritten?
A: Unser Sohn Holger ist immer noch am Reiten, ebenfalls Isländer.

Q: Was war dir das wichtigste beim Zeit verbringen mit den Isis?
A: Neben den Ponys eben die Leute, die Kameradschaft.

Q: Ist bei deinen Ritten immer alles gut gegangen?
A: Ja, ich kann mich jetzt an nichts Schlimmes erinnern.

Q: Warst du auch schon einmal in Island?
A: Nein, aus gesundheitlichen Gründen war ich noch nie da.

Q: Hast du beim Reiten eigentlich immer einen Helm getragen?
A: Nein, habe ich nicht, erst die letzten beiden Jahre.

Q: Bist du aber mit Islandpullover geritten?
A: Ja, wir sind alle mit Islandpullover geritten, auch auf den Turnieren. Ich habe jetzt noch Jacken und Pullover im Keller, hat meine Frau selbst gestrickt.

Q: Hast du auch andere zur Isi-Reiterei gebracht?
A: Meinen Sohn. Und Klaus Meyer kam damals zu mir wegen Infos zum Islandpferd. Da fing es dann bei ihm an. Sonst haben die Leute halt unsere Ponys gesehen und uns dazu Fragen gestellt.

Q: Welche Rolle hast du beim Aufbau des Vereins gespielt?
A: Ich würde sagen, Egon Jonczek, Meyer-zu-Belm und ich waren so die ersten. Wir hatten hier in der Umgebung die ersten Isländer und haben die bekannt gemacht. Wir sind auch oft auf Ritte in der Umgebung gewesen z.B. nach Lingen und haben Kontakte geknüpft. Dann kamen nach und nach die nächsten dazu wie Egon Witte.

Q: Was findest du das Besondere an den Islandpferden?
A: Da ist natürlich der Tölt. Aber auch der Ausdruck in ihren Augen, ihre Ausstrahlung.

Q: Vielen Dank Werner für das Interview und wir drücken dir die Daumen.

Werner Gerding ist leider im Januar 2018 verstorben. Wir werden ihn in guter Erinnerung behalten!